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01. Mai 2001. Analysen: Politik & Recht - Indien Bangaru Laxman

Ein Kurzporträt des sechsten BJP-Präsidenten

Bangaru Laxman wurde am 17. März 1939 im südindischen Hyderabad geboren. Er stammt aus einer Dalit-Familie, die zur "unberührbaren" Kaste der Madiga gehört. Seit 1971 ist er mit seiner Frau Sushila verheiratet, mit der er vier Kinder hat.

Bereits mit zwölf Jahren wurde Laxman Mitglied der radikal-hindunationalistischen Kaderorganisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS). Nach dem Rechtsstudium an der Osmania University in Hyderabad arbeitete er seit 1958 im Staatsdienst für die Regierung von Andhra Pradesh und die Indian Railways.

1969 beendete er seine berufliche Karriere, um sich voll der politischen Arbeit zu widmen. Als Mitglied des Jana Sangh, des politischen Arms des RSS, engagierte sich der Südinder in der Gewerkschaftsarbeit, u.a. bei den staatlichen Großbetrieben Bharat Heavy Industrials und der Food Corporation of India, und in der Universitätspolitik. Von 1973 bis 1977 war er Sekretär des Landesverbandes des Jana Sangh in Andhra Pradesh. In dieser Funktion wurde Laxman während des Notstandsregimes unter Indira Gandhi inhaftiert. Nach 1977 setzte er seine parteipolitische Arbeit nahtlos bei der Janata Party fort und wurde 1980 schließlich erster Generalsekretär des Landesverbandes der neugegründeten Bharatiya Janata Party (BJP) in Andhra Pradesh. Von 1986 bis 1988 stand der dem Landesverband als Präsident vor. Mitte der 1980er Jahre war er Mitglied des Landesparlamentes von Andhra Pradesh. Seit 1996 ist er für den Unionsstaat Gujarat Abgeordneter der Rajya Sabha, des indischen Oberhauses. Laxman war sieben Jahre Vorsitzender der All India Scheduled Castes Morcha, der BJP-Frontorganisation, die die Dalits (Kastenlosen) umwirbt, und Vize-Präsident der Partei. Er schrieb zahlreiche Artikel für Telugu-sprachige Zeitungen, das Englisch-sprachige RSS-Organ ORGANISER und spricht fließend Hindi. Der treue Parteisoldat begleitete L.K. Advani Mitte der 1990er Jahre auf seinen Rath-Yatras und gehörte einer Delegation von Staatspräsident K.R. Narayanan an, als dieser 1998 die USA, Brasilien und Peru bereiste.

Im Oktober 1999 holte Premierminister A.B. Vajpayee Laxman in seine Regierung. Nach einem kurzen Zwischenspiel im Planungsministerium war er bis zum Sommer 2000 Minister of State im Eisenbahnministerium.

Anfang August 2000 wurde Bangaru Laxman auf Drängen Vajpayees als Kompromißkandidat für den Vorsitz der BJP nominiert. Mit seiner Wahl zum Parteipräsidenten auf dem Treffen des Parteivorstandes am 27. August 2000 in Nagpur löste er den schwerkranken Keshabhau Thakre ab, dessen Amtszeit bereits im Mai abgelaufen war. Die Nominierung des politischen Leichtgewichts ohne eigenen Wahlkreis und Hausmacht war für viele eine Überraschung, da bereits einflußreiche Politiker wie BJP-Vize Jana Krishnamurthy oder Generalsekretär Venkiah Naidu für den Posten gehandelt wurden. Seine Nominierung galt als Wendepunkt in der Parteigeschichte, da mit Laxman erstmals ein Dalit und Südinder den Vorsitz der Partei übernahm, die traditionellerweise von nordindischen Oberkasten dominiert wird. So erhoffte sich die Parteiführung von dem neuen Frontmann Laxman die Gunst von Wählern jenseits der alten Klientel. Laxman, der sich als "party man" versteht, sah seine Hauptziele darin, der BJP eine Mehrheit unbhängig von Koalitionspartnern zu verschaffen und die Parteidisziplin wiederherzustellen.

Letztlich stolperte er über sein Bemühen, der Partei zu dienen. Im März 2001 mußte er vom Parteivorsitz zurücktreten, nachdem das indische Online-Magazin Tehelca.com ihn mit einem fingierten Waffengeschäft in die Falle lockte und bei der Annahme von Bestechungsgeldern filmte. Sein Nachfolger wurde der alte RSS-Kader und langjährige BJP-Vize Jana Krishnamurthy.

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