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Zum Neumond am 24. Januar, dem Höhepunkt der Kumbh Mela, haben sich rund 32 Millionen Menschen dem heiligen Bad im Sangam unterzogen. Ein Sangam ist die Einmündung eines Flusses in einen anderen und stellt für gläubige Hindus einen heiligen Ort dar. Im Fall des Sangams in Allahabad fließen die heiligen Flüsse Ganges und Yamuna zusammen und der nur in der Mythologie existierende Strom Sarasvati, der Fluß der Erleuchtung. Alle zwölf Jahre wird der Sangam von Allahabad zum Zentrum des Hindu-Universums, denn ein Bad an dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt soll alle Sünden abwaschen und die Gläubigen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt befreien.
Nach dem Mythos brach bei der Erschaffung des Universums unter den Göttern Streit um den Kumbh - den Topf voll Nektar - aus. Dabei fielen vier Tropfen des schöpferischen Tranks auf die Erde, dorthin, wo sich heute die heiligen Hindu-Stätten von Haridwar (Uttaranchal), Ujjain (Madhya Pradesh), Nasik (Maharashtra) und Allahabad befinden. Die bedeutendste Stätte ist die Mündung von Yamuna und Sarasvati in den Ganges.
Alle zwölf Jahre kommen die Gläubigen nach Allahabad, wenn die Planeten die astrologische Konstellation einnehmen, die sie zum Zeitpunkt des großen Streits hatten. In diesen ersten Tagen des neuen Jahrtausends ist das Ereignis noch verheißungsvoller, denn mit dem Eintreten von Jupiter in das Zeichen von Mars und von der Sonne in jenes des Steinbocks entsteht eine Konstellation, die sich nur alle 144 Jahre wiederholt. Hotels und Pilgerunterkünfte in der Stadt haben schon vor Monaten Reservierungen entgegengenommen und von zahlreichen religiösen Organisationen wurden Listen für Schlafplätze in den gewaltigen Zeltstädten erstellt, die entlang des Ufers entstanden sind. Zahlreiche Sonderzüge und Tausende von Bussen aus allen Gegenden Indiens bewegen sich in diesen Tagen auf die Stadt zu. Hinzu kommen 10.000 Mann polizeilicher Sondereinheiten aus ganz Uttar Pradesh.
Doch das Fest hat auch eine politische Dimension. Nur etwa 100 Kilometer nördlich von Allahabad befindet sich die Stadt Ayodhya, wo fanatische Hindus im Dezember 1992 die Babri-Masjid zerstörten, um an ihrer Stelle einen Tempel für den Gott Ram zu errichten. Die Zerstörung der Moschee löste in vielen Teilen Indiens, in Pakistan und Bangladesch eine Welle kommunalistischer Gewalt zwischen Hindus und Muslimen aus, bei der mehr als 2.000 Menschen den Tod fanden. Einflußreiche Hinduführer wollen die Kumbh Mela nutzen, um über den Bau des Ram-Tempels zu beraten, mit dem nach Aussagen des Vishwa Hindu Parishad (Weltrat der Hindus) spätestens im März 2002 begonnen werden soll.
Darüber hinaus ist im dem Buch No Full Stops in India von Mark Tully ein faszinierendes Kapitel über die letzte Kumbh Mela in Allahabad (1989) zu finden: Mark Tully (1992): No Full Stops in India, Penguin Books, New Delhi/London, S.87-126.
Weiterhin sei der Artikel "Rites of Duality" empfohlen, der am 29.1.2001 im indischen Wochenmagazin Outlook erschienen ist und in dem Ranjit Bhushan ein differenziertes Bild der diesjährigen Kumbh Mela zeichnet.
Artikel über die Kumbh Mela in deutscher Sprache sind erschienen:
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