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30. September 2002. Nachrichten: Wirtschaft & Soziales - Pakistan Tote bei Anschlag auf christliches Büro

Bei einem Anschlag auf Büros einer christlichen Hilfsorganisation in Karachi sind am 25. September 2002 sechs Menschen getötet und vier verletzt worden. In Pakistan werden Christen zunehmend Opfer islamistischer Anschlägen. Sie werden von Extremisten häufig mit "dem" Westen gleichgesetzt.

Nach Polizeiangaben wurde das Büro der Organisation Institute for Peace and Justice (IPJ) im zentralen Geschäfts-Distrikt im Süden der Hafenstadt von zwei bewaffneten Männern gestürmt. Nachdem die Angreifer ihre Opfer an Stühle fesselten und sie mit Klebeband knebelten, erschossen sie diese durch Schüsse in den Kopf. Nach dem Überfall, der einer Hinrichtungen ähnelte, flohen die Täter unerkannt aus den Büros der IPJ im dritten Stockwerk eines zwölfgeschossigen Geschäftshauses. Ein Augenzeuge beschrieb die Täter als glatt rasiert und nicht traditionell gekleidet.

Die Opfer - Büroarbeiter - waren je drei Christen und Muslime. Die offiziellen Ermittlungen prüfen ob die Tat mit früheren Anschlägen auf Christen in Zusammenhang steht oder eventuell mit dem mysteriösen Mord an dem ehemaligen Vorsitzenden der IPJ vor vier Monaten. Er wurde damals tot in seinem Büro gefunden, nachdem er Gift injiziert bekommen hatte.

Die IPJ hat sich niemals religionspolitisch betätigt. Vielmehr hat sich die Nichtregierungsorganisation in den letzten 30 Jahren für die ärmsten Bevölkerungsschichten eingesetzt.

Dramatischer Trend?

In Reaktion auf das Attentat kam es zu Demonstrationen, zu denen christliche Gruppen aufriefen. Geschäfte, Schulen und Wohnviertel mit einem hohen Christen-Anteil blieben für Tage geschlossen. Christliche Gruppen erklärten, dass sie sich nicht ausreichend von der Regierung geschützt fühlen. Sie verstehen sich zunehmend als Opfer - auch in Zusammenhang mit der US-Politik. Nicht-muslimische Organisationen befürchten, dass islamistische Hardliner die christliche Minderheit dazu bewegen will, das Land zu verlassen.

Präsident General Musharraf bezeichnete das Attentat als einen Versuch das Land zu destabilisieren. Er erwähnte, dass die Ermittlungsbehörden auch prüfen ob der indische Geheimdienst (Research and Analysis Wing) mit der Tat in Zusammenhang stehe.

In Pakistan häuften sich in den vergangenen Monaten die Überfälle auf christliche oder westliche Einrichtungen. Besonders betroffen ist die Hafenstadt Karachi.

Im Januar war der amerikanische Journalist Daniel Pearl dort verschleppt und später ermordet worden. Bei vier weiteren Anschlägen zwischen März und Juni - unter andern auf ein Krankenhaus und eine Schule - kamen über 30 Menschen ums Leben. Im Juni war vor dem Gebäude des amerikanischen Konsulats ein mit Sprengstoff beladenes Auto explodiert und hatte zwölf Pakistanis getötet. Im Juli geriet eine Touristengruppe bei Taxila unter Granatbeschuss - dabei wurden auch sieben Deutsche leicht verletzt.

Als die Polizei diesen Monat Mitglieder der radikalislamischen Gruppe Harakat ul-Mujahideen Al-Alaami in Zusammenhang mit dem Bombenattentat auf das US-Konsulat verhaftete, fand sie Lage-Pläne von christlichen Einrichtungen in Karachi. Daraufhin wurden mehrer Orte unter Polizeischutz gestellt oder Unternehmensschilder entfernt. Es bestehen auch Gerüchte über Anschlagspläne auf US-amerikanische Fast-Food- Restaurants. 

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