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15. Dezember 2007. Aus dem Netzwerk: Kunst & Kultur - Südasien SÜDASIEN 4/2007 - 1/2008 als Doppelheft

Thema: Theater und Film

Das aktuelle Doppelheft (4/2007 - 1/2008) der vom Südasienbüro e.V. (Bonn) herausgegebenen Zeitschrift SÜDASIEN zum Thema Theater und Film erschien am 14. Dezember 2007.

Die Hannovermesse 2006, die Internationale Tourismusbörse 2007, auch die Kulturereignisse Leipziger und Frankfurter Buchmesse sowie die Biennale Bonn mit ihren Indien-Schwerpunkten 2006 und zuletzt die ganze rhetorische Inszenierung der Merkel-Reise darf man durchaus als deutsche Beiträge einer westlichen Gesamtstrategie ansehen, die Indien mit aller Kraft politisch und wirtschaftlich "pushen" will.
Vor allem mit seinem rasant wachsendem Marktumsatz zieht Indien mehr denn je internationale Aufmerksamkeit auf sich – und weiß mittlerweile diese Aufmerksamkeit zu befördern und zu nutzen. Ähnlich wie China entwirft es Image-Strategien und lässt sie professionell umsetzen – Stichwort "Brand India" (vgl. www.ibef.org/brandindia). An Selbstbewusstsein mangelt es dem südasiatischen Riesen nicht. Und wenn Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh der Bundeskanzlerin nicht nachträgt, dass ihm beim G8-Gipfeltreffen in Heiligendamm im Juni 2007 nur eine Art Statistenrolle zugewiesen wurde, dann ist das ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche.

Cover SÜDASIEN 4/2007 - 1/2008
Cover der vom Südasienbüro e.V. (Bonn) herausgegebenen Zeitschrift SÜDASIEN, Nr. 4/2007 - 1/2008, mit dem Thema Theater und Film. Foto: Südasienbüro e.V. (Bonn)

Als sich die Bundeskanzlerin Ende Oktober endlich nach zwei Jahren im Amt erstmals in Indien sehen ließ, brachte sie demonstrativ vier Tage Zeit mit. Schon im Vorfeld wurde klar, wohin die Reise geht. Für ihren Vorgänger Gerhard Schröder kam ein Empfang für den Dalai Lama im Bundeskanzleramt nicht in die Tüte. Selbstverständlich deklarierte Merkel das Treffen als persönlichen Meinungsaustausch. Auf indischem Boden erklärte sie, man müsse sowohl zu Indien als auch China eine Partnerschaft aufbauen und dürfe beide Länder "nicht in irgendeiner Weise gegeneinander stellen". Klaro, mit Peking will es sich selbstverständlich keiner verderben. Die Zurückhaltung bei Außenminister Steinmeier angesichts der symbolischen Politik-Aktion seiner Kabinettschefin lässt sich durchaus als Teil einer geschickten Politikinszenierung verstehen. Wenn die Bundeskanzlerin etwa auf dem Asienkongress der Unionsparteien (vgl. Bericht Hansen) die Tatsache besonders zu schätzen weiß, dass Indien eine Demokratie ist, sieht das durchaus nach einer substantiellen asienpolitischen Akzentverschiebung aus. Und das nimmt man in Indien durchaus wahr (vgl. Bericht Mentschel).

Trotz seiner hochgejubelten volkswirtschaftlichen Dynamik bleibt die Massenarmut in Indien nicht weniger als bei seinen südasiatischen Nachbarn ein Skandal ersten Ranges (vgl. Bericht Imhasly), wenn auch die Wirtschaftsenthusiasten den Verkauf von 5-6 Millionen Handys pro Monat auf dem indischen Markt bereits als Symptom des erfolgreichen "trickle down"-Effekts des neuen indischen Reichtums verkaufen.

Sichtbares Sinnbild des Aufstiegs Indiens in der Welt ist die internationale Erfolgsstory des Bollywood-Films. Wer hätte noch vor zehn Jahren geahnt, dass Shah Rukh Khan & Co. es auf die begehrtesten Sendeplätze in deutschen TV-Programmen schaffen (vgl. Beitrag Welzk)? Dass es neben Mumbai mit seinen Filmstudios (Bollywood) auch noch zahlreiche weitere Standorte der Filmproduktion in Indien und in der Region gibt, geht dabei unter. Im Schwerpunktthema "Film und Theater" in diesem Doppelheft von SÜDASIEN ist es unser Anliegen, über Bollywood hinauszugehen. In insgesamt neun Beiträgen geht es um den Film in Indien, Pakistan und Bangladesch. Shah Rukh Khan höchstselbst hat die Schauspielerei bei Barry John in Delhi gelernt, dessen Darstellung des Jago in Roysten Abels "Othello – a Tale in Black and White" einer der Höhepunkte der Theater-Biennale Bonn 2006 war. Kein Film ohne Theater. Die Beiträge unserer Autoren aus der Region geben einen Eindruck davon, dass auch das Theater mit seiner Jahrtausende alten Tradition in Südasien nach wie vor lebendig ist, und zwar sowohl als traditionelles Unterhaltungsmedium wie auch als aufklärerische, emanzipatorische und gelegentlich therapeutische Kunstform.

Übrigens: Kalidasas klassisches Drama "Shakuntala", zuerst 1790 in deutscher Übersetzung von Georg Forster erschienen, war einer der Ausgangspunkte des deutschen Interesses an der klassischen Sanskrit-Literatur. Dies war der Ausgangspunkt der weltweit – trotz post-kolonialem kritischen Diskurs – immer noch hoch angesehenen deutschen Indologie, die mittlerweile universitätspolitisch stark unter Druck steht (vgl. Beitrag Framke). Elena Krüskemper (Theater) und Nadja-Christina Schneider (Film) haben bei dieser Ausgabe von SÜDASIEN als Mitherausgeberinnen mitgewirkt, den Kontakt zu Autoren aufgebaut und gestaltet sowie mehrere Beiträge aus dem Englischen übersetzt. Dank der zielorientierten und gut funktionierenden Zusammenarbeit ist es gelungen, wie wir in der Redaktion finden, den umfassenden Bogen über unser facettenreiches Schwerpunktthema mit dem bisher umfangreichsten Heft in der Geschichte von SÜDASIEN zusammenzuschließen – empfehlen Sie uns weiter!

Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen

Nadja-Christina Schneider

Heinz Werner Wessler

 

(Das Doppelheft kostet 13 Euro, weitere Informationen auf der Homepage des Südasienbüro e.V.)

 

Inhaltsverzeichnis SÜDASIEN 4/2007 - 1/2008

Editorial

Tendenzen der Gegenwartsliteratur

Ruskin Bond
Augen einer Katze + Adam und Durkhaney

Mir Mahdi Shah Mahdi
Nanawáté

Memchoubi
Poesie aus Manipur

Christina Oesterheld
Zum Tod von Qurratulain Hyder

Steffen Kopetzky
Basar auf Reisen

Kiran Nagarkar
Ein- und Zwei-Buch-Bibliotheken

Indien

Thomas Bärthlein
Im Überblick

Bernard Imhasly
Milleniumsziele gegen die Armut

Stefan Mentschel
Bundeskanzlerin Merkel in Indien

Elena Krüskemper
Reise durch die Theaterszene Mumbais

Kristina Wydra
Zeitgenössische indische Kunst in Europa

Akshay Pathak
Die Kulturinitiative Ninasam

Nadja-Christina Schneider
Gibt es "das" indische Kino?

Ariane Jayasuriya
Die Frau im kommerziellen Hindi-Kino

Fatma Sagir
Muslime im indischen Film

Mette Gabler/Martina Stobinsky
The Journey of Girlfriends since Fire

Radhika Desai
Revival des Hindi-Kinos

Sonia Faleiro
Die tägliche Partie Russisches Roulette

Schlussdiskussion:
Tagung in Bad Boll

Maren Bellwinkel-Schempp
Interview mit G. Aloysius und J. Jacob

Nepal

Thomas Döhne
Im Überblick

Toni Scheibe
Maos Roter Rhododendron

Thomas Döhne
Interview mit Arjun Karki

Sri Lanka

Jürgen Clemens
Im Überblick

Mira Kern
Praktikum im Waisenhaus

Thomas Seibert
Notizen einer Reise

Signe Kirde
Workshop "Buddhismus und Jugend"

Bangladesh

Patrizia Heidegger
Im Überblick

Patrizia Heidegger
Naturkatastrophen in Bangladesch

Shafi Ahmed
Theater in Bangladesch

Carmen Brandt
Aus der welkenden Kinolandschaft

Afghanistan

T . Ruttig/H.W. Wessler
Im Überblick

Jürgen Rose
Frieden für Afghanistan?

Conrad Schetter/Rainer Glassner
Deutscher Beitrag auf dem Prüfstand

Pakistan

Thomas Bärthlein
Im Überblick

Ayeshah Alam
Kommentar

Sven Hansen
Der pakistanische Albtraum

Nils Rosemann
Interview mit Asma Jilani Jahangir

Peter Klarsfeld
Zyklon Yemyin und die Folgen

Sheema Kermani
Pakistans darstellende Kunst

Azad Essa
Pakistans Filmgeschichte

Südasien

Sven Hansen
Merkels neuer Kurs in der Asienpolitik

Annemarie Hafner
Kino im antikolonialen Umbruch

Maria Framke
Die Südasienwissenschaften in Berlin

Oliver Lamers Serie Religionen:
Purva-Mimamsa

Esther Welzk
Der Bollywoodboom in Deutschland

Otto Ulrich
Das Weltklimaspiel "Cooling down!"

Buchrezensionen

Gelbe Seiten

Adivasi-Rundbrief

Info: Dalit-Solidarität

 

Kontakt

Name:
Südasienbüro e.V. (Bonn)
Telefon:
+49-176-26100979
E-Mail:
suedasienbuero@suedasien.de

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