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18. Juni 2008. Südasien-Informationen Nr. 15: Südasien - Geschichte & Religion Legislative Redress Rather Than Progress?

From Slavery to Bondage in Colonial India

Zeitgenössische Geschichtsschreibung zur Kolonialherrschaft in Indien tendiert dazu, Wandlungen und Intensivierungen zahlreicher Sozialphänomene als Konsequenz direkter oder indirekter britischer Intervention zu behandeln. Je nach intellektueller Auffassung heben Autoren unterschiedliche Interventionsformen hervor, die von kolonialer Gesetzgebung über bewusste Sozialmanipulation bis hin zu Handlungen aufgrund kultureller Missverständnisse reichen. Für den Fall von Sklaverei im kolonialen Indien argumentiert Gyan Prakash in seinem Buch "Bonded Histories", dass sich die Briten durch Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1843 als eine Kraft der Vernunft und des Fortschritts darstellten, während sie in realitas Sklaverei in Schuldknechtschaft umformulierten. Mit Fokus auf den Süden Bihars erklärt Prakash die sich wandelnden Beziehungen von Schuldknechten und Grundbesitzern im Zusammenhang von Erkennung, Regulierung und Aberkennung durch die Kolonialverwaltung. Gelehrte wie auch Kolonialbeamte bemühten sich in diesem Sinne, Sklaverei als inhärent in einheimischen Gesetzen, Praktiken und Texten zu 'entdecken', was dann wiederum 'Unfreiheit' als das 'Andere' von Freiheit konstituieren konnte. Dies führte letztlich zur Schaffung einer indigenen 'Tradition' während die Abschaffung der Sklaverei als Mittel benutzt wurde, diese als formell nicht existent zu deklarieren. Jedoch war Sklaverei längst nicht abgeschafft, sondern durch 'freiwillige' Knechtschaft quasi wiederhergestellt. Der Beitrag von Stefan Tetzlaff beschreibt die wichtigsten Argumente von Prakash. Durch eine Untersuchung der Fragestellungen und eine Gegenüberstellung von abweichenden Meinungen anderer Historiker argumentiert er, dass eine Geschichtsschreibung von 'Sklaverei zu Schuldknechtschaft' in Indien einer ausgewogenen Analyse bedarf. Diese sollte weniger auf Theorien zu Ideologie und Konstruktion basieren, sondern stattdessen einen größeren räumlichen Ansatz wählen sowie die Rolle des Arbeitsmarktes in höherem Maße berücksichtigen.

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